Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Die Lichter Kigalis

05.11.2021

Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
Kigali by night
Kigali bei Nacht

Zwischen den Lichtern Kigalis ragt eine bunt leuchtende Kuppel hervor: Das Kongresszentrum erstrahlt in den ruandischen Nationalfarben Blau, Gelb und Grün. Für den ruandischen Botschafter in Deutschland, Igor Cesar, symbolisiert das Bild Entwicklungsfortschritte, aber auch die Geisteshaltung dahinter: „Wenn man nachts über Kigali fliegt, kann man die fortschreitende Elektrifizierung beobachten. Der Wille, technologisch voranzukommen, ist prägend für Ruanda, aber gleichzeitig wollen wir unseren Ursprung, unsere Identität nicht verlieren.“ Die Architektur des Kongresszentrums stehe für den ruandischen Weg zwischen Bewahrung und Neuanfang: ein modernes Gebäude, dessen Form an eine traditionelle Hütte erinnert.

Wasser, Vulkane und viel Sonne

Am 2. November empfing Igor Cesar uns, eine Gruppe von IASS-Kolleginnen, in der ruandischen Botschaft in Berlin-Mitte. Die Botschaft zeigte die Ausstellung "Awaking the Senses", ein Side Event des DAAD-TU Berlin Alumni Online-Seminars "Energy Transition of Africa". Die von Pacifique Himabaza aufgenommenen Fotos zeigen auf eindrucksvolle Weise die Fortschritte beim Ausbau der Energieversorgung dokumentieren. Derzeit haben nur etwa zwei Drittel der ruandischen Haushalte einen Zugang zu Strom, bis 2024 soll eine vollständige Versorgung erreicht werden. Dabei wolle das Land nicht die Fehler der Industrieländer wiederholen, betonte Cesar: „Ruanda ist mit Bergen und Wasser gesegnet, Wasserkraft wird daher eine wichtige Energiequelle sein. Aber auch Geothermie hat Potenzial, da wir aktive Vulkane haben. Sonnenenergie ist eine weitere wichtige Energiequelle.“

Kleine und große Elektrifizierungsvorhaben, dezentral oder netzgebunden, sind auf den Bildern zu sehen. Für viele neue Errungenschaften wird Strom gebraucht: Handys und Computer sind immer verbreiteter, Volkswagen testet Carsharing mit Elektroautos, ein lokales Unternehmen verkauft Elektrofahrräder. Zurzeit stammt der Strom jedoch nur zu 62 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen.

Car sharing available in front of the Kigali Convention Centre.
Kongresszentrum mit Sharing-Autos

Von null bis weit

Der Fotograf Pacifique Himbaza hat diese Projekte besucht. Die Geschichten hinter den Bildern gehen ihm noch oft im Kopf herum. „Jeder, der hier abgebildet ist, hat einen wertvollen Beitrag zur Energiewende in unserem Land geleistet. Es ist ja anders als in Deutschland, wo die Energiewende ein Übergang von einer Stufe zu einer anderen Stufe ist. In unserem Land beginnt die Entwicklung bei null und führt weit hinaus.“ Eines der Projekte, das ihn am meisten beeindruckte, ist die Versorgung einer Siedlung im ostruandischen Distrikt Nyagatare mit Off-Grid-Boxen – Containerwürfeln, die oben mit Solarzellen und innen mit einem Wasserreinigungssystem ausgestattet sind. Hier können die Menschen Batterien aufladen und sauberes Wasser holen.

Die Off-Grid-Boxen verbessern die Lebensqualität enorm und sind dennoch nur eine vorübergehende Lösung, denn bis 2030 sollen alle ruandischen Haushalte nicht nur lokal mit Strom versorgt werden, sondern einen Netzzugang bekommen. Die Wasserversorgung wird ebenso ausgebaut wie die digitale Infrastruktur: Im März 2019 schickte die ruandische Regierung erstmals einen Satelliten ins All und ermöglichte damit auch ländlichen Regionen Zugang zum Internet.

Space is the limit

An die nunmehr zwei ruandischen Satelliten denke er beim Anblick eines Fotos in der Ausstellung, das den Sternenhimmel über dem Kongresszentrum zeigt, sagte Botschafter Cesar: „In Ruanda sagen wir nicht ‚The sky is the limit‘, denn unsere Berge reichen ja schon in den Himmel. Wir sagen stattdessen ‚Space is the limit‘.“ Mit viel Ehrgeiz entwickle die ruandische IT-Branche Innovationen für den afrikanischen Markt. Besonders erfolgreich ist ein von einem ruandischen Unternehmen entwickeltes digitales Bezahlsystem für den Nahverkehr, das mittlerweile in vielen Ländern Afrikas verwendet wird.

Pacifique Himbazas Fotos vermitteln den Eindruck, dass Ruanda auf einem guten Weg zu einer nachhaltigen und sicheren Energieversorgung ist. Sie zeigen viele kleine und große Initiativen, viele greifbare Fortschritte für das Leben der Menschen. Sie machen Hoffnung, dass Ruandas Zukunft so hell, so bunt wird wie Kigali bei Nacht.

Mehr Informationen:

Die Ausstellung "Energy Transition in Africa - Awakening the Senses" fand vom 1. bis 5. November 2021 in der Botschaft von Ruanda in Berlin statt. Sie wurde von IASS Klaus Töpfer Sustainability Fellow Natalia Realpe Carrillo, Geschäftsführerin der HEDERA Sustainable Solutions GmbH, in Zusammenarbeit mit dem Institute for Advanced Sustainability Studies organisiert und koordiniert. Die Ausstellung findet im Rahmen des DAAD-TU Berlin Alumni Online-Seminars "Energy Transition in Africa" statt, das mit dem TUB Institut für Energietechnik in Zusammenarbeit mit dem African Center of Excellence in Energy for Sustainable Development der Universität von Ruanda koordiniert wird.

 

Share via email

Copied to clipboard

Drucken